Wutanfälle bei hochsensiblen Kindern
“Mein hochsensibles Kind hat so krasse Wutausbrüche!“
Wenn ich im Coaching dann sage: „Ja. Gut so.“ – schauen mich viele Eltern erstmal irritiert an.
Dabei ist es eigentlich ein gutes Zeichen. Denn so herausfordernd diese Momente auch sind:
Dein Kind fühlt sich bei dir sicher genug, seine Gefühle zu zeigen – auch die starke Wut.
Natürlich ist es nicht in Ordnung, wenn dabei andere verletzt werden. Aber die Wut selbst ist erstmal nur ein Gefühl.
Sie zeigt: Hier stimmt gerade etwas nicht für mich. Hier wurde eine Grenze überschritten.
Und das spricht dein Kind deutlich aus – in der Sprache, die ihm zur Verfügung steht. Treten, Schreien, Heulen.
Was du tun kannst, um dein Kind zu begleiten
👉 Setze klare Grenzen.
Wut darf da sein. Gewalt nicht. Das ist wichtig und gibt deinem Kind Orientierung.
👉 Schau auf deinen eigenen Umgang mit Wut.
Wie hast du selbst Wut in deiner Kindheit erlebt?
Wurde bei euch viel geschrien, dann vermeidest du das vielleicht heute um jeden Preis – oder wirst selbst schnell laut.
Wurde Wut unterdrückt, fällt es dir möglicherweise schwer, sie überhaupt zuzulassen.
Beides ist nachvollziehbar – und es lohnt sich hinzuschauen.
Warum du bei Wut erstarrst, abhaust oder zurückschreist
Viele Eltern sagen, dass sie selbst nicht mehr klar denken können, wenn ihr Kind einen Wutanfall hat.
Vielleicht fühlst du dich wie eingefroren. Oder du willst am liebsten aus der Situation raus. Oder du wirst selbst laut.
Diese Reaktionen haben nichts mit Schwäche zu tun, sondern mit der Funktionsweise unseres Nervensystems:
Fight – Flight – Freeze sind automatische Schutzmechanismen, die besonders dann anspringen, wenn es früher mal emotional überwältigend war.
Manchmal wirken dabei auch transgenerationale Prägungen mit.
Wenn du zum Beispiel selbst nie lernen durftest, wie man mit Wut gesund umgeht, kann es sein, dass heute in deinem System alte Muster aktiviert werden – einfach, weil sie lange unbewusst weitergegeben wurden.
Das ist kein Grund für Schuldgefühle. Es ist eine Einladung, neue Erfahrungen zu machen – für dich und für dein Kind.
Wie ihr den Umgang mit WUT gemeinsam lernen könnt
Du bist das wichtigste Vorbild für dein Kind. Und du musst nicht perfekt sein.
💥 Zeige deinem Kind, dass Wut sein darf – und einen Rahmen braucht.
🥊 Schaffe Möglichkeiten, um Wut auf eine gute Art rauszulassen: in ein Kissen boxen, laut brüllen, stampfen, Seil springen – Bewegung hilft dem Nervensystem.
💜 Bleib – so gut es geht – in Verbindung. Auch wenn es gerade abgeht.
Ko-Regulation bedeutet: Du hilfst deinem Kind, sich selbst wieder zu spüren, indem du selbst ruhig bleibst.
Und danach:
Was genau war los? Welche Grenze wurde verletzt? Welches Bedürfnis steckte hinter der Wut?
Wenn ihr gemeinsam hinschaut, wächst mit der Zeit das Verständnis füreinander.
⚡️ Wut ist nichts Schlechtes
Wut zeigt uns, dass etwas nicht passt.
Gerade hochsensible Kinder spüren oft sehr genau, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
Wenn sie lernen dürfen, ihre Wut auszudrücken und gehalten zu werden, entsteht etwas Wertvolles:
Selbstwirksamkeit, emotionale Sicherheit und echtes Vertrauen.
Alles Liebe für dich,
Susanne